Friedrich Bierdeckel Merz will CDU-Vorsitzender werden. Dazu verhelfen könnte ihm, glaubt er anscheinend, eine ordentliche Portion Populismus: Den Blick eines misstrauischen Dackels hat er schon, die Hundekrawatte fehlt ihm noch. Die Methoden des deutschen Hundekrawatten- und des amerikanischen Eichhörnchenperückenträgers beherrscht er allerdings bereits souverän: Aussagen in die Welt zu setzen und sich anschließend vehement davon zu distanzieren. Ähnlich wie die AfD-Storch, die erklärt hat, bei dem Votum, gegebenenfalls müsse man an der Grenze auch auf Kinder schießen, sei ihr (leider, leider) die Computermaus verrutscht.
Was im Hirn von Friedrich Bierdeckel verrutscht ist, als er erklärt hat, man müsse über das in Deutschland einzigartige Asylrecht „offen“ diskutieren, ist noch unklar. Dass es genau ein solches Asylrecht in einer ganzen Reihe von Staaten gibt, interessiert ihn nicht (Der Eichhörnchenmann würde sagen, das sind Fakenews). Dass er anschließend kritische Fragesteller barsch und arrogant abkanzelt (Ist das seine von den Medien bewunderte „hervorragende“ Rhetorik?), er habe das deutsche Asylrecht nie in Frage gestellt, das sei einfach falsch, ist storchpreisverdächtig.
Wenn er das Asylrecht nicht in Frage stellen will, das sonst nur die AfD und weiteres rechtes Gesindel in Frage stellen (großes Lob für ihn natürlich von dieser Seite), warum fordert er dann eine „offene Diskussion“? Damit die armen AfDler und andere Nazis endlich auch mal zu Wort kommen?
Zum Klimawandel fällt ihm nur ein, dass man weiterhin Kohlekraftwerke bräuchte, weil norddeutsche Aluminiumfabriken „keine Zehntelsekunde Stromausfall“ verkraften könnten, da sonst ihre „Anlagen zerstört“ würden. Bei dem ihm eigenen Umgang mit der Wahrheit muss man vermuten, dass er weiß, dass das Quatsch ist. Aber er ist ja auch noch Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochter von Blackrock, einem Finanzhai, der (neben allen DAX-Konzernen) selbstverständlich auch ordentlich Anteile vom Braunkohlebaggerkonzern RWE hält. Und die müssen natürlich alle gut Gewinn machen, damit Friedrich Bierdeckel seinen Status in der oberen Mittelschicht halten kann.
Aus dieser Interessenslage heraus hat er auch gleich noch einen Tipp, wie man das angebliche Rentenproblem lösen könnte: Die Leute sollten einfach mehr Aktien kaufen, um so ihre Altersversorgung zu sichern.
Aber nein, so hat er das natürlich nie gesagt, oder wenn doch, nie so gemeint! Mehr so als Absicherung zusätzlich zu der immer dünneren staatlichen Rente oder so.
Tja, Friedrich Oberer Mittelstand: Du kannst dir das natürlich leisten, wenn dein Aktiendepot mal um fünf oder acht Prozent absackt. Du könntest dir sogar einen Crash um 70 Prozent locker leisten. Und auch eine Kürzung deines Mittelschichtgehalts von über einer Million jährlich um, naja, 66 Prozent. Da müsstest du zur Not halt mal mit gut 300 000 Euros im Jahr klarkommen.
Aber schon einmal drüber nachgedacht, was es für einen einfachen Mittelständler bedeuten würde, der um eine Überlebensrente von 1500 Euro rackert, wenn da durch „marktübliche“ Schwankungen mal plötzlich zehn oder mehr Prozente fehlen? Die fehlen dann nämlich beim Essen, nicht beim nächsten Aktienschnäppchen. Deswegen kann der sowas auch nicht langfristig aussitzen.
Muss man nicht eigentlich auch vermuten, dass Friedrich Bierdeckel Oberer Mittelstand das alles weiß? Und eigentlich gar nicht so abgehoben ist?
Sondern dass ihn einfach stört, dass in diesem Land irgendwo noch ein bisschen Geld liegt, das noch nicht der Verfügungsgewalt von Blackrock und Co unterliegt. Sondern irgendeiner doofen Sparkasse?
Das wird der sicherlich ändern, der Merz, als CDU-Vorsitzender und Mittelschichtskanzler.