Kurze Irritationen

Es war ja nicht nur die AfD, die die Migration nach Deutschland als das größte Problem ansah. So lange ist es noch nicht her, dass Politiker, die heute Bäume und Bienen herzen, das genau so sahen und der AfD einen Wettbewerb widerlicher Begriffe lieferten. Und wenn man – natürlich völlig zu Recht – der AfD vorwirft, dass ihre geisteskranken Formulierungen von der „Umvolkung“, ihre Sprüche, dass man sich von „bestimmten Teilen des Volkes trennen“ müsse, von ähnlich Geisteskranken als Handlungsaufforderung interpretiert werden, sollten diese Politiker jetzt nicht allzu heuchlerische Krokodilstränen weinen. Wenn CDU-Politiker wenige Stunden nach den Anschlägen von Hanau wieder von einer deutschen Leitkultur faseln, kann sich der Attentäter ja posthum noch bestätigt fühlen: Leute, die in Sisha-Bars rumsitzen, halten offensichtlich nichts von deutscher Leitkultur.

Und wenn man dem jetzt als Motiv (??) eine Geisteskrankheit unterschiebt: Auch einen Geisteskranken muss man erst mit bestimmten Ideen füttern, Geisteskrankheit allein motiviert nicht zu politischen Morden. Die Nähe von den verbalen Verursachern zu den aktiven Tätern ist unübersehbar.

Noch irritierender sind allerdings die Reaktionen von Politikern wie dem hessischen Ministerpräsidenten Bouffier, Augenzeugen, Talksshowlern:

Die Ermordeten seien alle in Deutschland geboren, hätten schon immer hier gelebt – zusammen mit den anderen Hanauern.

Was ist in diese Hirne eigentlich schon eingeflossen: Wäre es weniger schlimm, wenn es lauter „echte Ausländer“ gewesen wären?

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