Diese russischen Ärzte, diese kommunistischen aus Omsk, hätten, wurde damals hier in den Medien verbreitet, Nawalny für reiseunfähig erklärt, damit er solange in Sibirien bleiben müsse, bis sich das Gift in seinem Körper nicht mehr nachweisen lässt. Inzwischen ist der Stand, dass sich das Gift in „Proben“ (wovon auch immer) offensichtlich noch Wochen später nachweisen lässt, und zwar von allen möglichen Institutionen, nicht nur von der Bundeswehr. Dabei ist Nawalny gar nicht tiefgefroren, sondern darf schon wieder aufstehen.
Einige Stunden lang berichtete der bayerische Rundfunk, das analysierende Bundeswehrinstitut habe erklärt, es bestehe nicht der geringste Zweifel daran, dass der Anschlag mit Wissen und Billigung der russischen Regierung erfolgt sei. Diese Meldung hat man dann später gestrichen. Vermutlich ist jemandem aufgefallen, dass es zu dieser Aussage kein noch so kleines Fitzelchen Beweis, Beleg oder auch nur Begründung gegeben hat.
Für Verwirrung sorgte diesbezüglich eine frühere These, der Anschlag könne nur mit Putins Zustimmung erfolgt sein, da es sich bei dem Gift um einen geheimen Kampfstoff handele. Scheinbar ist man der Meinung, dass Putin das Teufelszeug im Kreml eigenhändig zusammenrührt und dann bestimmt, wer es überall auf der Welt (selbstverständlich ganz geheim) anwenden und zum Beispiel auf englische Türklinken schmieren darf.
So richtig mag sich dazu nicht fügen, dass sich immer wieder mal wer daran erinnert, dass dieser Kampfstoff schon zu Sowjetzeiten entwickelt wurde und sich die deutschen Geheimdienste schon damals ein paar Proben zur Analyse besorgt haben.
Doch bekanntermaßen ist ja der BND in allererster Linie der Moral und dem Datenschutz verpflichtet. Deswegen hat der die Ergebnisse der damaligen Analysen natürlich niemandem verraten, schon gar nicht seinen Freunden vom CIA, geschweige denn, die Brühe nachgekocht. Nein, man hat natürlich alle diese rechtwidrig erworbenen Informationen sofort vollständig und unwiderruflich vernichtet. Und es ist ausschließlich hoher deutscher Gedächtnisleistung zu verdanken, dass man das Zeug sofort wieder erkennt, wenn es die Russen irgendwo fallen lassen.
Als diese ihre Bereitschaft zur Mitwirkung bei der Aufklärung des Anschlags kundtaten und um konkrete Analyseergebnisse baten, erklärte der deutsche Regierungssprecher, man sei noch in geheimen Ermittlungen, außerdem seien „gewisse Verschwiegenheitsgepflogenheiten“ (Zitat nach Mainpost) einzuhalten.
Geht so der vielbemühte deutsche Rechtsstaat? Man beschuldigt jemanden explizit eines Mordes (!) und erklärt dann, Belege könnten wegen gewisser „Verschwiegenheitsgepflogenheiten“ leider nicht mitgeliefert werden?
Wer dieser Argumentation folgen kann, mag auch glauben, dass Putin seine so gerne zur Schau gestellten Muskeln dem täglichen Genuss von Kinderblut verdankt.