Gelesen: Melissa Broder: Fische

Blogeinträge können unterhaltsam, witzig, informativ, ja sogar wichtig sein. Manchmal taugen sie angeblich sogar dazu, in Buchform veröffentlicht zu werden. Bei der amerikanischen Autorin Melissa Broder soll das funktioniert haben.

Eine solche Buchveröffentlichung sollte aber nicht dazu verführen, sich als respektable Schriftstellerin oder Romanautorin misszuverstehen, auch wenn sie bei der Vermarktung eines noch so schlechten Romans natürlich hilfreich ist.

Der Ullstein-Verlag ist nicht dafür bekannt, besonders hochwertige Belletristik auf den Markt zu bringen. Die Dreistigkeit zu behaupten, Broders Machwerk „Fische“ sein ein „ehrlicher, trauriger und urkomischer Roman“ war ihm aber nicht unbedingt zuzutrauen.

Um dieses Urteil zu widerlegen, genügt eigentlich ein Überblick über den Inhalt:

Die Protagonistin Lucy entdeckt mit 38 Jahren, dass sie ein Beziehungsproblem hat und macht sich auf die Suche nach Liebe. Um ein paar Romanseiten zu füllen, werden auch noch die Beziehungsschwierigkeiten von einigen anderen Damen aus einer Frauengruppe erzählt; einen erkennbaren Bezug zur Romanhandlung haben diese nicht.

Vollends peinlich wird die alberne Geschichte, als Lucy sich in einen – natürlich ungemein hübschen – „Meermann“ verliebt. Ja, tatsächlich: Die ungeheuer originelle Idee einer männlichen Meerjungfrau. In ihrem Liebeswahn karrt sie diesen mit einem Bollerwagen über den Strand zu ihrem Domizil.

Den Verkaufserfolg sichern sollen genau so unglaubwürdige wie unappetitliche Kopulationsszenen.

Und natürlich darf der Hund nicht fehlen, der das Böse wittert und, kaum kommt der Meermann in die Nähe, nur noch mit Beruhigungsmitteln zu bändigen ist, an denen er schließlich eingeht. Das ist das Motiv der Schuld in diesem „Roman“, ist der Hund doch das abgöttisch geliebte Tier der Schwester.

Entgleiste Ausflüge ins Philosophische schaffen wenigstens Erheiterung im zunehmenden Leseärger: „Ich fragte mich, ob es überhaupt ein Leben gab, ob es jemals ein Leben gegeben hatte.“

Dass der Meermann letztlich als eine aus Liebesnot entstandene Fantasiegestalt entlarvt wird (obwohl das selbst der unbedarfteste Leser schon seit 70 Seiten weiß), ist der Höhepunkt von Broders literarischer Kunstfertigkeit.

Das Ganze kommt (zumindest in der deutschen Übersetzung von Eva Bonné) sprachlich recht gefällig daher. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gut verpackter Mist trotzdem Mist bleibt.

Wie hat die Schreiberin selbst so schön formuliert:

„Je angestrengter man sich nach dem Licht reckte, desto weiter klaffte hinterher das Nichts.“

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