Schön, wenn einem ein Buchtitel verrät, womit man es zu tun bekommt bei der Lektüre. Wer einfach oder auch gut unterhalten werden will, liegt bei einem Buch wie „Das Spinoza-Problem“ von Irvin D. Yalom, auf Deutsch erschienen 2012 bei btb, also ziemlich falsch. Was auf dem Titel steht, ist auch drin.
Das „Spinoza-Problem“ in diesem Roman ist ein doppeltes:
Zum einen das Problem, das die traditionelle jüdische Religion mit ihrem recht bald exkommunizierten Glaubensbruder und – und vor allem: aber auch – Vorvater der Aufklärung, „Bento“ Spinoza hat, der, so viel sei an Vorwegnahme erlaubt, jedes Phänomen auf rationale Ursachen zurückführen will und somit Irrationales wie Jenseitsglaube und Rituale ablehnt und als Ziel einer „Einheitsreligion“ das zufriedene Leben mit und in der Natur propagiert.
Zum anderen das Problem, das ein dümmlicher Jungnazi am Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Vorstellung hat, dass Goethe, einer seiner deutschen Nationalheiligen, ein Verehrer des Juden Spinoza war. Es handelt sich um Alfred Rosenberg, den späteren Chefideologen der NSDAP, der sich gerne als Philosoph gesehen hat, in Wahrheit aber eine Mut-Blut-Boden-Führer-Religion etablieren wollte.
Beider Leben wird parallel erzählt, teils sehr konkret auf historischen Quellen basierend, teils, z.B durch frei erfundene Figuren, in manchmal auch wirklich anrührende Erzählform gebracht.
Dennoch: Von diesem Buch hat nur der etwas, der bereit ist, sich auf die philosophisch-politisch-ideologischen Auseinandersetzungen einzulassen. Anders als bei Gaarders „Sophies Welt“, an das man sich gelegentlich erinnert fühlt, bei dem allerdings die spannende Rahmenhandlung die philosophischen Inhalte doch oft erschlägt, gibt die Rahmenhandlung in „Das Spinoza-Problem“ tatsächlich nur einen, nicht einmal besonders kunstvollen, Rahmen.
Mehr braucht es aber auch gar nicht und mehr will der auch nicht sein.