Duo Coronale

Statt effektiver Pandemiebekämpfung erlebt man in Deutschland ein immer grotesker werdendes Gewurstel immer panischer werdender MinisterpräsidentInnen, die sich auf Meetings inzwischen nicht mehr nur diplomatisch beharken, sondern sich schon auch mal gegenseitig anblaffen im eher unfeinen Stil.

Zwei Faktoren prägen im Wesentlichen die aktuelle Corona-Politik, die sich systemisch gegenseitig bedingen:

Zum einen die offenkundige Eitelkeit, Selbstüberschätzung und das Wahlkampfgehabe der MinisterpräsidentInnen („Wir in Bayern machen das schon lange“) bei erschreckender intellektueller Mittelmäßigkeit und den entsprechenden Ergebnissen ihrer Beratungen: Bei Gewurstel kommt halt eine sehr undurchsichtige Kochwurst heraus mit erwartbar extrem kurzer Haltbarkeitsdauer. In Talkshows oder bei Interviews blasen sich die „Landesfürsten“ einmal kräftig auf, um dann so lange, bis ihnen die Luft wegbleibt, konsequent an den Fragen vorbeizureden („antworten“ kann man das ja nicht nennen).

Zum anderen die fast schon verblüffende Ignoranz und Bräsigkeit deutscher Bürokraten: Erst bestellt man aus purem Geiz zu wenig Schutzkleidung und Masken, um sich anschließend dieselben extrem überteuert von korrupten Abgeordneten andrehen zu lassen.

Während in fast allen europäischen Ländern der Astrazeneca-Impfstoff schon millionenfach ohne ernsthafte Nebenwirkungen verimpft war, verschreckt die Stiko (ständige Impfkommission) die Menschen zunächst mit einer Nichtzulassung dieses Impfstoffs für Ältere, um dann zu erklären, dass man sich „in zehn Tagen“ erneut mit der Frage beschäftigen werde. Frühestens Mitte März werde man sich mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson „befassen“. Bis dahin dürften die Engländer, die alle vier im Westen entwickelten Impfstoffe einsetzen, wohl bei 30% Geimpftenrate angekommen sein, während man in Deutschland vielleicht den „Sprung“ von 6 auf 7 Prozent schafft.

Extrem zögerlich wagt man sich auch an die Idee, die Arztpraxen in den Impfprozess einzubeziehen, von einer Vorbereitung auf diesen Schritt ist nichts zu sehen. Inzwischen sickerte durch, dass vor allem die Stiko bremst wegen der Befürchtung, in den Hausarztpraxen könnte ihre Priorisierungsliste nicht strikt eingehalten werden. Und auch wenn Hausärzte natürlich ihre Patienten besser kennen als die Stiko und wissen, bei wem eine Impfung dringend ist, sieht die Stiko ihre Priorisierungliste in Marmor, Stein und Eisen gemeißelt, selbst wenn der etwas jüngere, aber Schwerkranke seine Impfung nicht mehr erlebt, weil er laut Stiko erst geimpft werden darf, wenn alle über 80-jährigen durch sind.

Dass in einem „Amt“ am Wochenende grundsätzlich nicht gearbeitet wird, auch nicht während einer Pandemie, scheint für etliche Gesundheitsämter zu gelten, weswegen seit einem Jahr (!) bei der Verkündung der Inzidenzzahlen immer dazugesagt werden muss, dass die Zahlen am Wochenende und bis fast zur Wochenmitte nicht stimmen, weil übers Wochenende zu wenig Daten übermittelt werden. Und dass Hamburg ebenfalls seit einem Jahr seine Daten erst so spät am Abend meldet, dass das RKI sie nicht mehr einbeziehen kann und Hamburg deswegen immer nur eine 6-Tagesinzidenz statt einer über sieben Tage bestätigt bekommt, ist ja wohl schließlich das gute Recht eines “Stadtstaates“!

So schwierig ist der Gedanke eigentlich nicht, dass man vor dem Beschluss zu Lockerungen seine Testungsstrategie im Griff und auch realsierbar hat. Die Lockerungen hat man beschlossen. Aber weder gibt es die von Spahn zum 1.3. angekündigten Schnelltests für alle, noch die von Merkel zum 8.3. in Aussicht gestellten. Und die in ihrer Handhabung ohne Aufsicht wohl eher gefährliche Sicherheitsvorstellungen hervorrufenden Selbsttests werden bei Aldi und Lidl verramscht, Schulen und Kitas, wo man sie kontrolliert anwenden könnete, bekommen so nichts.

Es sagt viel aus, dass ausgerechnet ein uralter Witz das Regierungshandeln exakt verbildlichen kann:

Große Aufregung im Hühnerstall: „Das Veterinäramt kommt! Jedem von uns, der drei Beine hat, soll das dritte Bein abgehackt werden!“ – „Aber wir haben doch alle nur zwei Beine, da kann uns doch gar nichts passieren!“ – „Glaubst du! Aber die hacken erst und zählen dann!“

Und jetzt sollen ausgerechnet der Pannen-Jens und der bescheuerte Maut-Andi das Test-Problem lösen, ein echtes Duo Coronale!

Da kann man gleich Kardinal Woelcke zum Kinderschutzbeauftragten ernennen oder Dorothee Bär zur Ministerin für Digitalisierung.

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