Eine Woge der Entrüstung rauschte durch die bundesdeutschen Medien, weil der westdeutsche Rundfunk es gewagt hatte, eine satirische Variante des Kinderlieds „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ auszustrahlen. Vorwurfsvolle Kommentare noch und noch und am Ende eine peinliche Entschuldigung des Intendanten. Und der Grund für die Aufregung? Der Kinderchor sang statt „Meine Oma ist ´ne ganz patente Frau“ „Meine Oma ist ´ne alte Umweltsau“.
Eigentlich kein Grund sich aufzuregen, weil:
- es eine Oma ist und daher per definitionem alt
- sie in einem geschlossenen Raum und in unmittelbarer Nähe von Lebewesen erhebliche Abgas- und Geräuschemissionen ausstößt
- eine Motorradfahrt im Hühnerstall auch nicht mit der Notwendigkeit der Fortbewegung von Punkt A zu Punkt B begründet werden kann, es sei denn – worauf nichts hinweist, schließlich hat die Oma im Parallelsong auch nur ein „kleines Häuschen“ – es handelt sich um einen Hühnerstall wahrhaft epischen Ausmaßes.
Statt nun dankbar zu sein, dass dieser vollumfänglich berechtigte Vorwurf mit leicht satirischer Anmutung in einem freundlichen Liedchen verpackt vorgebracht wird, fühlte sich ein ganzes Heer von Rentnerinnen und Rentnern verunglimpft, diskriminiert und verleumdet und tat dies in bislang über 300 Strafanzeigen und in zahllosen Leserbriefen kund.
Sie seien schließlich, wird immer wieder als Argument vorgebracht, die Generation, die Deutschland wieder aufgebaut habe.
Das ist richtig: Mit Kohlekraftwerken und ressourcenfressender und Umweltgifte ausspuckender Industrie, bis sich auch die oben erwähnte Oma ein Motorrad leisten konnte, mit dem sie dann allerlei umweltschädigenden Schabernack anstellen konnte.
Das Argument, Deutschland wieder aufgebaut zu haben, spricht also nicht unbedingt fürs Motorradfahren im Hühnerstall.
Und was dabei gerne vergessen wird, ist, dass die Wiederaufbaugeneration mit ihrem Verhalten bzw. Nichtverhalten den Nazis gegenüber doch erheblich zur Zerstörung Deutschlands beigetragen hat.