Der Hubsi

Der Chef der Freien Wähler, Hubsi Aiwanger, ist als bayerischer Wirtschaftsminister schon eine beeindruckend komische Figur. Insofern passt er zu seinem Amt: Der Titel klingt zwar toll, aber so richtig was zu entscheiden hat ein Wirtschaftsminister eigentlich nicht. Allerdings springen diejenigen Kritiker zu kurz, die behaupten, der Hubsi verstünde unter „Wirtschaft“ nur ein dörfliches Gasthaus. Schließlich hat er Erfahrung mit seiner LandWIRTSCHAFT, und um diese zu demonstrieren, trägt er im Wahlkampf gerne ein kleines Schweinchen auf seiner Schulter rum.

Manchmal vermutlich auch auf jeder Schulter eines, die wirken bei ihm besser als die größten Scheuklappen bei Pferden. Die bayerische Wirtschaft sei über den Berg, verkündete er deshalb letzte Woche vollmundig, den Blick eisern auf die zurückgehende Zahl an Kurzarbeitern in Bayern gerichtet. Das hat er offensichtlich gelernt, der Hubsi, dass die vornehmste Aufgabe eines Wirtschaftsministers ist, Optimismus zu verbreiten, was anderes hat er ja auch nicht zu tun. Außer er lässt sich von seinem Herrchen Söder mit der komplizierten Aufgabe betrauen, ausreichend Wischmops für die Krankenhäuser zu organisieren. Das hat er toll gemacht, aber gedankt hat’s ihm natürlich niemand.

Den Blick weg von den Kurzarbeiterzahlen mal etwas zur Seite schweifen zu lassen, wo ein massiver Anstieg der Corona-Infektionen eine weniger fröhliche Perspektive eröffnet hätte, hatte Hubsi also eh nicht vor. Und falls doch, wäre dieser Blick ja sofort an einem Schweinebäuchlein hängengeblieben.

Welches, so würde der gerne sehr assoziativ vorgehende Hubsi dann ministeriell verlauten lassen, ein „klorer“ Beweis dafür sei, dass in der bayerischen Landwirtschaft alles bestens laufe, ohne dass die Bauern ständig Bäume umarmen und Bienen streicheln müssten (ein tapferer Seitenhieb gegen Markus Grün Söder).

Den unaufhaltsamen Aufstieg der bayerischen Wirtschaft generell möchte er, wie er letzte Woche im bayerischen Landtag spontan verkündete, mit dem massenhaften Einsatz von „Luftbestäubern“ in Büros und Klassenzimmern fördern (Huuuust…).

Hoffentlich übernimmt er sich dabei nicht, unser Hubsi! Denn was täten wir in diesen trostlosen Zeiten ohne einen Wirtschaftsminister, der sich leidenschaftlich in philosophisch-mathematischen Erschöpfungen ergeht, wie lang ein Tisch sein muss, um coronagerecht einem bayerischen Biergartenstammtisch Platz zu bieten.

15 Meter. Hat er ausgerechnet.

 

 

In BND we trust

Diese russischen Ärzte, diese kommunistischen aus Omsk, hätten, wurde damals hier in den Medien verbreitet, Nawalny für reiseunfähig erklärt, damit er solange in Sibirien bleiben müsse, bis sich das Gift in seinem Körper nicht mehr nachweisen lässt. Inzwischen ist der Stand, dass sich das Gift in „Proben“ (wovon auch immer) offensichtlich noch Wochen später nachweisen lässt, und zwar von allen möglichen Institutionen, nicht nur von der Bundeswehr. Dabei ist Nawalny gar nicht tiefgefroren, sondern darf schon wieder aufstehen.

Einige Stunden lang berichtete der bayerische Rundfunk, das analysierende Bundeswehrinstitut habe erklärt, es bestehe nicht der geringste Zweifel daran, dass der Anschlag mit Wissen und Billigung der russischen Regierung erfolgt sei. Diese Meldung hat man dann später gestrichen. Vermutlich ist jemandem aufgefallen, dass es zu dieser Aussage kein noch so kleines Fitzelchen Beweis, Beleg oder auch nur Begründung gegeben hat.

Für Verwirrung sorgte diesbezüglich eine frühere These, der Anschlag könne nur mit Putins Zustimmung erfolgt sein, da es sich bei dem Gift um einen geheimen Kampfstoff handele. Scheinbar ist man der Meinung, dass Putin das Teufelszeug im Kreml eigenhändig zusammenrührt und dann bestimmt, wer es überall auf der Welt (selbstverständlich ganz geheim) anwenden und zum Beispiel auf englische Türklinken schmieren darf.

So richtig mag sich dazu nicht fügen, dass sich immer wieder mal wer daran erinnert, dass dieser Kampfstoff schon zu Sowjetzeiten entwickelt wurde und sich die deutschen Geheimdienste schon damals ein paar Proben zur Analyse besorgt haben.

Doch bekanntermaßen ist ja der BND in allererster Linie der Moral und dem Datenschutz verpflichtet. Deswegen hat der die Ergebnisse der damaligen Analysen natürlich niemandem verraten, schon gar nicht seinen Freunden vom CIA, geschweige denn, die Brühe nachgekocht. Nein, man hat natürlich alle diese rechtwidrig erworbenen Informationen sofort vollständig und unwiderruflich vernichtet. Und es ist ausschließlich hoher deutscher Gedächtnisleistung zu verdanken, dass man das Zeug sofort wieder erkennt, wenn es die Russen irgendwo fallen lassen.

Als diese ihre Bereitschaft zur Mitwirkung bei der Aufklärung des Anschlags kundtaten und um konkrete Analyseergebnisse baten, erklärte der deutsche Regierungssprecher, man sei noch in geheimen Ermittlungen, außerdem seien „gewisse Verschwiegenheitsgepflogenheiten“ (Zitat nach Mainpost) einzuhalten.

Geht so der vielbemühte deutsche Rechtsstaat? Man beschuldigt jemanden explizit eines Mordes (!) und erklärt dann, Belege könnten wegen gewisser „Verschwiegenheitsgepflogenheiten“ leider nicht mitgeliefert werden?

Wer dieser Argumentation folgen kann, mag auch glauben, dass Putin seine so gerne zur Schau gestellten Muskeln dem täglichen Genuss von Kinderblut verdankt.

Putin hat’s wieder gerichtet…

Natürlich zieht der Präsident eines autoritären Regimes, besonders, wenn er gefühlt 100 Jahre an der Macht ist, jede Menge Kritik auf sich – und meistens zu Recht. Eher mild fällt diese Kritik aus, wenn es sich bei dem betreffenden Land um einen NATO-Partner wie die Türkei oder gar ein EU-Mitglied wie Ungarn handelt. Da kann man über reihenweise Menschenrechtsverletzungen mit Todesfolge schon mal hinwegsehen. Kann ja mal passieren.

Ist man aber Chef des Lieblingsgegners der NATO, die sich ihre alten Feindbilder einfach nicht abgewöhnen will, sieht das natürlich ganz anders aus. Für einen angeblichen oder auch echten Giftanschlag auf den Oppositions-Rechtsaußen in Russland, Nawalny, wird mit großer Selbstverständlichkeit die Regierung, gerne auch Putin persönlich verantwortlich gemacht. Schlimmer als jeder NATO-Sprecher reiht der SPIEGEL in übelster hauseigener Manier Vorwurf an Vorwurf, um am Ende der Artikel kleinlaut eingestehen zu müssen, dass alles nur Vermutungen sind, für die es leider keinen einzigen Beleg gebe. Dennoch ist Putin schuld: Schließlich habe der ein System aufgebaut, in dem solche politischen Morde geschähen.

Ist dann Merkel auch schuld an den NSU-Anschlägen, den Überfällen auf jüdische Synagogen und ausländerfreundliche Politiker oder solche mit ausländischen Wurzeln?

Offensichtlich geht es um zwei Dinge: Zum einen soll Russland möglichst schwach gehalten werden, weshalb man für alles, was an Negativem dort passiert, das Regime verantwortlich und es zum Anlass für neue Wirtschaftssanktionen macht. Auch wenn die Schuldzuweisung noch so fragwürdig hinkonstruiert wird. Nawalny selbst hat mehrfach geäußert, dass die Regierung ziemlich bescheuert wäre, ihn umzubringen, da sie sich damit ja nur jede Menge Ärger und Widerstand in der Bevölkerung einhandle und seine Anhänger motiviere. Der russischen Regierung selbst scheinen die Vorwürfe wirklich recht absurd vorzukommen, sonst würde sie nicht mit der ebenfalls grotesken, aber letztlich auf derselben Ebene der Niveaulosigkeit daherkommenden Replik antworten, dass Nawalny vielleicht in der Charité Gift zugeführt wurde.

Wahrscheinlicher ist VIELLEICHT folgende Variante:

Nawalny war nach Aussage von Begleitern vor dem Flug aus Sibirien mit gut einem Dutzend „Freunden und Beratern“ zusammen. Wenn man weiß, dass es in Russland bis weit in intellektuelle Kreise hinein eine teils geradezu göttergleiche Verehrung für Putin gibt, jede Menge Menschen, die tatsächlich daran glauben, Putin würde alle ihre Probleme lösen – und dies mit der bekannten Tatsache zusammenführt, dass es in diesem Land weit verbreitete Strukturen von hoher Skrupellosigkeit gibt, könnte man auch auf die Idee kommen, dass der ominöse Tee in dieser Ecke angerührt wurde.

Vertreter der deutschen Wirtschaft finden das alles eh nicht so schlimm. Sanktionen haben in diesem Fall nämlich das Problem, dass sie die eigenen Geschäfte stören könnten. Also finden sie, dass zum Beispiel Nord-Stream 2 mit den Verbrechen in Russland nichts zu tun hätten. Das Gas könne ja schließlich nichts dafür.

Die NATO und Trump, die ja schon immer behaupten, Deutschland würde sich mit dieser Gas-Pipeline in die völlige Abhängigkeit von Russland stürzen, sehen das natürlich anders. Prompt schlägt man als „Sanktion“ vor, die Pipeline nicht zu Ende zu bauen. Schon hat’s Putin wieder gerichtet: So hat man zum andern endlich einen vorzeigbaren Grund, um dem inzwischen erfahlten Verrückten in Washington, der gerne sein Fracking-Gas nach Europa verkaufen möchte, in den A… zu kriechen.

„Wenn sie (russische Politiker) ihn hätten töten wollen, hätten sie ihn getötet“, wird ein russischer Arzt in der Moskauer Presse zitiert.

Erstaunlich ist schon, dass sich ausgerechnet Putin und seine Helfershelfer bei ihren Mordanschlägen immer so dämlich anstellen.

Es möcht kein Hund…

…so länger leben, hat schon der alte Goethe gewusst und damit in seinem unnachahmlichen Weitblick die ganze wahre Tragödie der Coronapandemie beschrieben:

Er muss geahnt haben, dass die Biergärten erst geschlossen und anschließend in einer völlig gattungswidrigen Art und Weise wieder geöffnet werden: Abstand –  eineinhalb Meter von Unbekannten! Das macht überhaupt keinen Sinn! Schmeckt das Biergartenbier doch nur, wenn es zumindest die Chance hat, dem Fremden nebenan auf die Hose geschüttet zu werden. Keine Sau will unter diesen Umständen in den Biergarten, da bleiben alle doch lieber zu Hause.

Und genau das ist es, was Merkel, Gates, Lauterbach und Sigmar Gabriel wollen. Dass alle zu Hause bleiben und Grabesruhe herrscht im Land. Wie in der Faustschen Studierstube.

Wobei das Studieren ja praktischerweise auch abgeschafft wurde durch die sogenannten online-Semester. Studenten sind zu Hause halt wesentlich einfacher zu handeln als an der Uni oder auf der Straße. Und Wissen ist für einen Staat, wie ihn sich auch die Deutsche Bank oder die Polizeigewerkschaft wünscht, eh was Gefährliches. Am liebsten wären denen doch deutsche Bürger, die abends auf den Dachboden gehen und nach alten Fix-und Foxi-Heftchen suchen.

Denn abends in Bars oder Clubs gehen, geht ja auch nicht. Die bleiben zu. Und zwar aus gutem Grund: Hat das Berliner Establishment, sofern es im Geschichtsunterricht, den es in seiner Jugend ja noch gegeben haben soll, aufgepasst hat, doch gelernt, dass sich aus unkontrollierten Besäufnissen gerne unerwünschte politische Aktivitäten ergeben. Siehe Hitler-Putsch.

Eine Zeitlang hat man ja sogar darüber nachgedacht, beim Chorsingen die Maskenpflicht einzuführen. Man ist davon abgekommen, weil man gemerkt hat, dass eine verschärfte Abstandspflicht (wegen verschärften Luftpustens) viel wirksamer ist: Wenn die zugelassenen 50 Sänger, verteilt auf zwei Quadratkilometer, das Arbeitereinheitsfront-Lied anstimmen, wird weder die deutsche Erde noch ein deutscher Politiker vor Angst erbeben.

Überhaupt die Maskenpflicht. An der kann man am besten sehen, worum es dem Staat und den Bonzen eigentlich geht (und auch gleich erklären, warum der Gesundheitsminister sehr wenige Masken für ausreichend hält): Mit dem Tragen einer Maske schütze man „den anderen“, hieß es plötzlich irgendwann. Fragt sich bloß, wer dieser „andere“ ist, den es zu schützen gilt. Das ist ganz einfach: Haben Sie schon einmal versucht, durch einen „Mund-und-Nasenschutz“ hindurch einen Polizisten anzuspucken? Oder den Papst?

Darum geht es. Und, wie man problemlos sieht, auch um das altbewährte Unterdrückungsbündnis zwischen Staat und Kirche, ungeachtet aller moralischen Vorstellungen.

Gesundheitsminister Spahn war übrigens der erste Schwule, der beim Papst eine Audienz bekommen hat.

So weit geht das.

Corona vom Feinsten

Corona macht Fakten offen- und aktenkundig, die Polplot-Leser zwar nicht mehr überraschen können, deren Veröffentlichung aber erstaunlich wenige Reaktionen in der Öffentlichkeit hervorruft. Hier eine kleine Hitliste:

Kaum haben sich die Lockerungsweltmeister unter den Ministerpräsidenten durchgesetzt, zeigt sich, wie sehr man auf das verantwortungsbewusste Verhalten der Menschen setzen kann: Bei und direkt nach einem Gottesdienst einer Baptistengemeinde, bei dem man offensichtlich viel zu viele Menschen in einen engen Gebetsraum gestopft hat, infizieren sich deutlich über 100 Menschen. „Es wäre vielleicht klüger gewesen, Mundschutz zu tragen und auf das gemeinsame Singen zu verzichten“, gibt sich ein Gemeindeverantwortlicher „bestürzt“, als wäre genau das nicht Vorschrift. Aber toll muss es schon gewesen sein, das völlig FREIE Anpusten seiner Mitgläubigen mit dem Virus.

Auch ein Gastwirt in Ostfriesland war so FREI und veranstaltete in seinem Lokal als „Probelauf“ für die Wiedereröffnung ein Betriebsfest mit offensichtlich null körperlicher Distanz, mit Umarmungen und danach mit mindestens 40 Infizierten. Die Probe ist gelungen.

Der Titel des Chefumarmers gebührt allerdings dem Stoppellindner. Der umarmt gleich (ohne Mundschutz) in aller Öffentlichkeit, lässt sich dabei (man darf vermuten, nicht ganz unfreiwillig) auch noch fotografieren und zeigt, dass er gewillt ist, seine Forderungen nach mehr FREIHEIT persönlich in die Tat umzusetzen. Das sei halt so passiert unter Freunden, „entschuldigte“ er sich anschließend. Dass der Freund in Person eines Immobilienunternehmers und Honorarkonsuls von Weißrussland jemand ist, um den andere Menschen selbst in gesunden Zeiten einen großen Bogen machen würden, ist sein Problem. Aber kann man jemandem wirklich ein politisches Amt anvertrauen, der aus „Unkonzentriertheit“ einen Vertreter der (bislang) letzten europäischen Diktatur herzt? Da würde er ja noch ganz andere Gruselobjekte zum Umarmen finden.

Dass diese Leute ebenso wie die Alu-Köpfe auf den „Hygienedemonstrationen“ vielleicht mal daran denken, dass ihre Art, FREIHEIT auszuleben, für andere den Platz auf der Intensivstation bedeuten kann, ist nicht zu erwarten. Dort hat man dann mit Sicherheit die wenigsten Freiheiten der Welt.

Eine Hauptfunktion dieses Staates ist, die Reichen weiterhin reicher zu machen. Das kann man dank Corona an zwei von vielen Beispielen sehen:

BMW bezieht für 20 000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld vom Staat. Gleichzeitig verkündet der Vorstand, den Aktionären 1,5 Milliarden Euro an Dividenden auszuzahlen. Da fließt das Geld der Steuerzahler direkt in die Taschen der Anteilseigner. Den Geschwistern Stefan Quandt und Susanne Klatten gehören rund 50 Prozent der Aktien. Da „verdienen“ die beiden bei diversen weiteren Vergütungen schon mal mindestens 750 Millionen in diesem Jahr. Das „Handelsblatt“, das sich in solchen Kreisen ein bisschen besser auskennt, kommt sogar auf 1,2 Milliarden für die beiden.

Gut, dass der Steuerzahler denen bei ihrer unternehmerischen Verantwortung kräftig unter die Arme greifen darf. Hoffentlich übernimmt er sich nicht – bei den einmaligen 500 Euro „Leistungsprämie“ für die Pflegerinnen und Pfleger, die immer noch nicht umfassend getestet werden, weil man sich streitet, wer die Kosten dafür übernehmen soll.

„Wenn es der Wirtschaft gut geht, nutzt das allen“ ist so eine Lehrsatzlüge des Kapitalismus. Da man 1,2 Milliarden im Jahr einfach nicht verfuttern kann, sollte tatsächlich, könnte man glauben, wenigstens ein bisschen was für Investitionen oder sonstwas, was „allen“ nutzt, übrig bleiben.

Andererseits fragt man sich natürlich, warum diese, ja, inzwischen Billionen, die die europäische Zentralbank und der deutsche Staat in die Wirtschaft pumpen, so gar nichts bewirken, noch nicht mal eine ordentliche Inflation oder wenigstens die von 2%, die sich die EZB so wünscht.

An dieser Stelle wurde das schon mehrfach beantwortet. Schön, dass es jetzt auch eine quasi regierungsamtliche Bestätigung gibt:

Für die Staatsbeteiligung bei der Lufthansa wurden laut dpa „harte“ Bedingungen gestellt, wie z.B. die Forderung nach umweltfreundlicheren Flugzeugen. Die härteste Forderung – und die beantwortet, ohne sie weiter kommentieren zu müssen, die oben gestellte Frage – lautet (wörtliches Zitat von der Website des Bayerischen Rundfunks):

„Eine weitere Vorgabe ist das Verbot, Staatsgeld in Steueroasen abfließen zu lassen.“

Neuerdings.

Nachtrag: Dazu passt gut eine Meldung, die die dpa am Dienstagmorgen verbreitete:

„Wegen der Corona-Krise fordern Wirtschaftspolitiker der Union im Bundestag, den Mindestlohn in Deutschland abzusenken …“

A Hunderl isser scho

A Hund isser scho, sagt man in Bayern über Menschen, die es schaffen, ihre Interessen durchzusetzen mit Methoden, die irgendwo zwischen komisch schräg und schwer kriminell liegen. Wobei die Bewunderung über das Durchsetzungsvermögen die offensichtlich nicht besonders ausgeprägte Abscheu über das Kriminelle deutlich übersteigt.

Das Vorbild aller bayerischen Hünd ist Franz Josef Strauß, der es im Laufe seines Lebens zum wohl reichsten Metzgerssohn der Welt gebracht hat.

Als beim vorletzten Fränkischen Fasching ein Fürther Komikerduo allen anwesenden Polit-Promis ein Wiener Würstchen überreichte, bekam nur Hubert Aiwanger keines. Seines bekam sein „Herrchen“ Söder, zur Verwendung als Belobigungs-Leckerli.

Das muss den Hubert Aiwanger tief getroffen haben. Seither versucht er mit noch bizarreren Äußerungen als üblich – was gar nicht so einfach ist – seinen Hundestatus zu verbessern.

Hätte er gewusst, was er sagte, hätte er es in vollem Bewusstsein aller Konsequenzen gesagt, wäre er mit seinem jüngsten Spruch wohl tatsächlich der Hundereife deutlich näher gekommen.

Aiwanger sprach: „Wenn man wieder in den Biergarten darf, dann kauft man auch wieder ein neues Auto“.

Der Würzburger Mainpost-Redakteur Benjamin Stahl hat darauf hingewiesen, dass sich hinter dieser Aussage ein ganzes Konjunkturprogramm verbirgt. Insofern gebührt ihm die Ehre der Ersterkennung der ganzen Wucht des Aiwanger-Satzes. Dessen umfassender Wirkung wird Stahl aber in seinen Ausführungen bei weitem nicht gerecht.

Dass die Öffnung von Biergärten vor allem für das gebeutelte Brau- und Gastgewerbe ein Segen ist, liegt auf der Hand. In Biergärten füllt man sich ja nicht nur ab bis Oberkante Speiseröhre. Ist dieser Zustand erreicht, wird das Bier mit dem Ziel einer Zweitfüllung häufig in fest montierte Kotzbecken abgelassen. Das ist allemal wirtschaftlicher, als es nach dem Brauen direkt in den Gulli zu schütten. Der bayerische Innenminister wies bereits darauf hin, dass zurzeit nur jedes zweite Kotzbecken benutzt werden darf und Verstöße gegen die Nasen-Mund-Bedeckungspflicht, die für den Gast eintritt, sobald er sich von seinem Stuhl erhebt, für den Zeitraum der oralen Entleerung toleriert werden.

Die Zahl der Besucher in Biergärten darf auf absehbare Zeit höchstens 90% der Zahl der vorhandenen Stühle betragen. Jeder neunte Platz muss also frei bleiben. Der bayerische Brauerei- und Gaststättenverband versucht, diese Regelung einzuhalten, indem nur Menschen mit Lederhose bzw. Dirndl zugelassen werden. Ein wahrer Auftragsboom für Abdecker, Kürschner und Schneider wird die Folge sein. In den sieben Wochen des Freiheitsentzugs ist die immer ein bisschen feuchte Lederhose nämlich ordentlich eingeschimmelt. An die frische Luft durfte man ja nur, um Sport zu machen. Lederhosen betreiben keinen Sport. Und die Dirndl passen nach sieben Wochen Wohnungshaft wegen der von Dutzenden von Hilfsinitiativen herbeigeschleppten Nutellagläser längst nicht mehr.

Doch nicht nur vor und während des Biergartenbesuchs wirkt Aiwangers Konjunkturprogramm. Die deutlich wichtigeren Folgen ergeben sich danach:

Zwar konnten sich die meisten Apotheker mit selbstgebrautem Desinfektionsmittel gerade noch vor dem Verhungern retten, aber die finanziellen Einbußen durch den Verkaufsrückgang von Haarwuchsmitteln trafen die Branche schon hart. Hinfort werden vor allem Kopfschmerztabletten aller Art die Umsätze in die Höhe schnellen lassen. Staatliche Hilfe fordern die Pharmazeuten jetzt nur noch für die psychologische Betreuung der überwiegend zutiefst depressiven Apotheker, die sieben Wochen lang ihrer Kundschaft statt schützender Atemmasken nur ihre Apothekenzeitung mitgeben konnten, wohl wissend, dass diese dem Virus genauso wenig entgegenzusetzen hat wie allen anderen Krankheiten.

Wirtschaftlich erhebliche Erfolge sind zu erwarten durch Aiwangers Idee, den Biergartenbesuch mit einem Automobilkauf zu kombinieren. Wer geht schon zu Fuß in den Biergarten, wenn er ein neues Auto vor der Türe stehen hat? Dadurch kann die Verweigerung einer Abwrackprämie durch die Regierungskoalition mehr als kompensiert werden. Jetzt werden nämlich nicht nur alte, ohnehin bald fällige Fahrzeuge verschrottet, denn, ähnlich wie beim Bierkonsum im Garten, folgt nach der Heimfahrt auf die Vernichtung des Neuwagens sofort ein Zweitkauf.

Der entscheidende Vorteil gegenüber der traditionellen Abwrackprämie ist, dass von dieser Methode nicht nur die Automobilindustrie und die Schrottpresseneigner profitieren, sondern auch zahlreiche andere Branchen:

Eines der Argumente, mit denen die Abschleppfirmen staatliche Hilfe forderten, war die Behauptung, ihre Gewerbe könne nicht mit Kompensationsgeschäften nach der Pandemie rechnen. Die Leute würden nach der Krise nicht mehr Autos zu Schrott fahren als vorher. Dieses Argument ist nun obsolet. Denn dank Aiwangers Vorstoß werden die Kompensationsgeschäfte bereits in die Pandemie vorgezogen.

Vom dabei steigenden Bedarf an Krücken, Bruchschienen und Verbandsmaterial profitieren Sanitätshäuser und Apotheken gleichermaßen.

Und natürlich wird eine Berufsgruppe zu neuem Leben erweckt, deren trauriger Lebensinhalt wegen der Angst ihrer Kunden vor Ansteckung es während der letzten Wochen war, die leeren Stühle in ihren Wartezimmern zu zählen: die Ärzte und Zahnärzte, besonders letztere. Wem die Schneidezähne in der Zunge stecken, der scheut auch das Ansteckungsrisiko nicht. Während hier also wieder mächtig gerissen, geklammert und implantiert wird, können sich Teile der Nahrungsmittelindustrie die Hände reiben: Nudelhersteller zum Beispiel. 40 Minuten lang gekocht, sind diese auch für Aiwangeristen schaffbar. Und Metzger. Hackfleisch vom Jungkalb, mit eingeweichten Semmeln schlüpfrig gemacht, ist jetzt nicht nur bei Senioren der Renner.

So nimmt die Wirtschaft quer durch alle Branchen wieder Fahrt und selbst die Rechtsanwälte ihre Tätigkeiten wieder auf. Zumindest der Teil, der auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert ist, saß doch wochenlang däumchendrehend in der Kanzlei. Wo im Lockdown keine Wirtschaft, auch keine Wirtschaftskriminalität, zumindest keine, die man verfolgt, wie Ladendiebstahl oder widerrechtliche Flaschenpfandaneignung. Jetzt kehrt auch hier ein Stück der so heiß ersehnten deutschen Normalität zurück.

Schade, dass der Hubert Aiwanger selber gar nicht gemerkt hat, was für ein geniales Programm er mit seiner Aussage angestoßen hat. Vielleicht hat er sich aber auch nur nicht getraut, das laut zu sagen, aus Angst vor dem Corona-Stalin Söder, dem so viel Freiheit einfach zuwider ist.

Er ist halt doch nur ein Hunderl.

Aber dass er dafür sorgt, dass die Bayern bald in ihren Wohnungen oder auf ihren Balkonen sitzen und ihre gebrochenen Gliedmaßen, zerschredderten Zähne und eingedrückten Nasenbeine pflegen, also jetzt wirklich daheim bleiben, wenn auch viel freier als vorher, das wird selbst dem Söder gefallen.

Ein Stückerl vom Würsterl wird’s dafür schon geben.

Fürs Hunderl.

Bodenloser Unsinn

Derzeit seien „rund 25 000 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert“, lässt der Herr Gesundheitsminister am Sonntagabend verlauten und korrigiert damit eine Zahl, nämlich 31 000, die er in einem früheren Interview gegeben hat. Er habe da „von der Zahl aller Infizierten“ die der Genesenen abgezogen, aber vergessen, auch die der Verstorbenen abzuziehen.

Das Virus scheint über geheimnisvolle Fernübertragungsmechanismen so manches Hirn zu unterminieren. Spahn hat nämlich auch vergessen, dass es keine „Zahl aller Infizierten“ gibt, sondern nur eine Zahl der nach erfolgtem Test gemeldeten Infizierten.

Laut der in der Regel recht vertrauenswürdigen Seite „statista“ wurden in Deutschland bis zum 30. April ca. 2,5 Millionen Tests durchgeführt. Das Robert-Koch-Institut meldete an diesem Tag insgesamt knapp 160 000 Infizierte und 123500 Genesene sowie 6300 Verstorbene. Bleiben nach Spahn-Rechnung 30200 Infizierte. Grob gesagt: Nach 2,5 Millionen Tests bleiben netto 30 000 Kranke übrig.

2,5 Millionen Tests entsprechen knapp 3,3% der Bevölkerung. Würde man alle testen und das Ergebnis bliebe im Verhältnis gleich, käme man so auf eine Krankenzahl von 900 000. Da man aber nach wie vor nur Menschen mit schweren Symptomen und nachweisbaren Kontakten zu Infizierten testet, muss man davon ausgehen, dass die Zahl der Infizierten sogar deutlich höher liegt, allerdings auch die Zahl der unerkannt Gesundeten.

Das alles bewegt sich im Bereich der Spekulation. Aber angesichts von 3,3% Getesteten mit absoluten Zahlen bis auf den Tausender genau um sich zu werfen, bewegt sich im Bereich des Irrsinns. Man darf gespannt sein, wann Lindner und Laschet diese Zahlen aufgreifen und die Beendigung aller Maßnahmen fordern.

Einfach pervers

Der Job des Lobbyisten ist es, mit so ziemlich allen Mitteln die Interessen seiner Klientel zu vertreten. Neuerdings weiß man, dass dazu auch größtmögliche Verantwortungslosigkeit gehört.

Dass die Industrielobbyisten mit Abwanderungen drohen und dem Verlust von Arbeitsplätzen, dass man bis in den Bundestag eindringt und den Parlamentariern selbstverfasste Gesetzesentwürfe unterjubelt, dass die Bauern spätestens nach sechs Tagen Sonnenschein am Stück Ersatz für Ernteausfälle wegen Trockenheit verlangen, ja, dass die Autoindustrie sogar versucht, verübte milliardenschwere Betrügereien zu vertuschen, das alles ist man gewohnt. Was aber jetzt alles unter dem Vorwand der Coronakrise nach Staatsunterstützung, sprich nach Steuergeldern schreit, ist schon dreist.

Klar brauchen familiengeführte Gastronomieunternehmen, brauchen selbstständige Künstler, denen jetzt sämtliche Einnahmen wegbrechen, Unterstützung, genauso wie Studenten, die auf Nebenjobs angewiesen sind, die sie nicht mehr bekommen und viele andere mehr.

Aber sollten Hotelkonzerne nicht in der Lage gewesen sein, für ein bis zwei Monate Ausfall Vorsorge zu treffen? Muss wirklich der Steuerzahler dafür einstehen, wenn der Zahnarzt sein monatliches Einkommen, das noch deutlich über dem niedergelassener Ärzte liegt, verprasst statt Reserven aufzubauen?

Selbst die Autoindustrie, die von ihren Betrugsgewinnen nur einen Bruchteil via Strafzahlungen und Entschädigungen zurückzahlen muss, lässt ihre Arbeiter inzwischen über die Kurzarbeit-Regelung überwiegend vom Staat bezahlen und ist dreist genug, schon wieder eine sogenannte „Abwrackprämie“ zu fordern. Der Staat soll also mit Steuergeldern dafür sorgen, dass die Leute ordentliche, funktionierende Autos verschrotten lassen, um sich neue zu kaufen.

Noch nicht so dreist, Geld zu fordern, aber sehr gewitzt beim Versuch, ihr niedliches Hobby weiterführen zu können, ist die Lobby der „Sportflieger“. Das Verbot von Sportvereinsaktivitäten müsse für sie aufgehoben werden, da sie nur so ihrer „gemeinwohlorientierten Rolle als Stütze gesellschaftlichen Zusammenlebens gerecht werden“ (Website des Deutschen Aeroclubs) könnten. Zudem sei zu überprüfen, ob ihre Flugplätze tatsächlich als Sportplätze im Sinne der Corona-Erlasse einzuordnen seien. In Wahrheit, kann man da im Hintergrund mitdenken, starten und landen die Sportflieger auf schlichten Kuhwiesen, die systemrelevant sind, weil Viehfutter.

Von hier ein kleiner Trost an die Hobbyflieger: Euer Freizeitleidensdruck wird doch schon gemildert, weil die Golf- und Tennisplätze wieder freigegeben werden.

Neben der gefühlt vierundsechzigsten Gaststätte, die in Corona-Schwierigkeiten steckt, hatte die legendäre Sendung „ARD extra“ letzte Woche den absoluten Knüller zu bieten: Ein Krankenhaus in Not. Nicht etwa, weil es wegen der Pandemie überlastet wäre, im Gegenteil: Traurig blickte dessen Verwaltungschef auf eine Reihe leerstehender Betten und beklagte, dass diese wegen eines eventuellen Andrangs von Corona-Patienten freigehalten würden, das Krankenhaus somit unterbelegt sei und unter die Wirtschaftlichkeitsgrenze rutsche.

Eine Gesellschaft, in der wegen leerstehender Krankenhausbetten gejammert wird, ist einfach nur pervers.

Die Diagnose

Der Patient lag schon über zwei Wochen in seinem einsamen Bett in der Entzugsklinik. Der Notarzt hatte ihn nach seinem völligen Zusammenbruch eingeliefert.

Eigentlich wollte er immer noch nicht glauben, dass es so schlecht um ihn stehe. Gewiss, die ersten Tage waren schlimm gewesen: Schüttelfrost, Kopfschmerzen trotz der Medikamente, Verwirrtheit, Albträume. Aber inzwischen ging es ihm doch ganz gut. Er konnte nachts mehrere Stunden am Stück schlafen, beim Essen kehrte sogar manchmal sein Appetit zurück. Wenn nur nicht diese furchtbare Langeweile wäre! Und dieses Eingesperrtsein in der Klinik, die er immer noch auch für kurze Zeit nicht verlassen durfte.

Seine Freunde, die ihn besuchten, sagten ihm, er sähe prima aus. Wieso er eigentlich noch hier läge? Das müsse doch kaum auszuhalten sein, in diesem kargen Zimmer und bei dem bekannt schlechten Klinikfraß – mit Malventee, igitt!

Sie beschlossen, beim Stationsarzt vorstellig zu werden: Warum man den Patienten nicht längst entlassen hätte, er sei doch so gut wie gesund? Der Arzt verwies auf seine Erfahrungen mit vergleichbaren Fällen und auf die weiterhin bestehende psychische Labilität des Mannes. Er könne eine Entlassung unmöglich verantworten.

Zwei Tage später wurde er zu seinem Vorgesetzten bestellt. Die Freunde des Patienten hätten sich bei ihm beschwert, sie sähen die Verweigerung der Entlassung als reine Willkür an. Ob er ihm den Fall erklären könne?

Der Stationsarzt erläuterte seine Gründe und Bedenken gegen eine baldige Entlassung und stieß auf völlige Zustimmung seitens seines Chefs.

Schon am nächsten Morgen wurde er erneut vorgeladen. Die Freunde des Patienten hätten in benachbarten Kliniken nachgefragt und erfahren, dass man dort solche Fälle wesentlich früher entlasse. Sie drohten nun mit einer Anzeige wegen Freiheitsberaubung. Und sie würden den Fall der Presse übergeben. Die Klinik könne sich einen solchen Skandal unmöglich erlauben. Seine Position in der Klinik sei übrigens auch noch nicht so recht gesichert. Ob er seine Diagnose nicht überdenken könne?

Mit schlechtem Gewissen zwar, aber doch immerhin mit der Rückendeckung seines Chefs suchte der Stationsarzt den Patienten auf, um ihm zu eröffnen, dass er entlassen werde. Dieser müsse allerdings eine ganze Reihe an Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und unbedingt einhalten: Er solle Gasthäuser und Menschenansammlungen meiden, auch Fußballplätze seien noch für Wochen tabu. Sehr hoch sei auch das Risiko bei Geburtstags- und sonstigen Familienfeiern, deshalb sei davon Abstand zu nehmen. Er empfehle einen ausreichenden Vorrat unterschiedlicher Frucht- und Gemüsesäfte, den er vielleicht sicherheitshalber von Freunden oder Bekannten besorgen lasse, statt selbst in den Getränkemarkt zu gehen. Wie er eigentlich jetzt nach Hause komme?

Seine Freunde würden ihn abholen, sie seien vermutlich schon da, erwiderte der Patient und packte mit leicht zitternden Händen seine Sachen zusammen.

Auf dem Parkplatz lehnten drei Männer an einem Auto, um ihn zu empfangen. Jeder mit einer Flasche Bier in der Hand. Eine stand auf der Kühlerhaube.