Neues von Alexa

(Alle kursiv gesetzten Passagen sind wörtlich der neuen, in überregionalen Zeitschriften erschienenen Amazon-Werbung entnommen.)

Man kann sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wie die Leute das früher gemacht haben, Partys, Feten oder Get-togethers, wie es bei Amazon heißt, ohne Alexa. Erst, seit es den neuesten Wurf von Alexa gibt, gehen die doch wirklich richtig!

Weil zum Beispiel, sobald der Blick – wenn auch nur kurz – aufs Smartphone gerichtet ist, ist jede Unterhaltung sowieso tot. Dank Alexa muss man auf Feten das Smartphone gar nicht erst in die Hand nehmen! Das ist ja nun eine wirklich unerhörte Neuerung! Und man muss auch nicht mehr vor allen Gästen das Rezeptbuch hervorkramen oder mit schmierigen Fingern auf dem Bildschirm herumtippen! Alexa weiß das Rezept doch – man muss ihr nur sagen, was man kochen möchte, dann wird man Schritt für Schritt von den Rezeptzutaten bis zum fertigen Gericht geführt. Außerdem kann man einen Timer einstellen und sich während der Kochzeit ganz (seinen) Liebsten widmen. Die Festgesellschaft muss also nicht mehr, wie früher, gebannt auf den Küchenwecker starren und Wetten abschließen, wann er klingelt…

Mit einer smarten Glühlampe kann Alexa übrigens auch das Wohnzimmerlicht dimmen! Ist das nicht toll? Was haben wir das früher vermisst!

Auch um die Musik muss man sich nicht mehr kümmern. Wenn man Alexa zum Beispiel sagt „Alexa, spiel Jazz!“, spielt sie Jazz. Vorausgesetzt, wie in einer mikroskopisch kleinen Fußnote angemerkt wird, man besitzt ein Musik-Abonnement. Jazz also. Das ist ein weites Feld. Aber man muss sich schließlich  nicht mehr erwürgen oder die Köpfe einschlagen beim Streit darüber, was für einen Scheiß die Kiste da spielt, man kann sie ja einfach fragen. Dadurch haben wir jetzt bei all dem die Hände frei, um auf alte und neue Erlebnisse anstoßen zu können. Das ist insofern richtig, als man zum Würgen und Zuschlagen früher immer mindestens eine Hand benötigte.

Falls man nach dem gemeinsamen Anstoßen zum Schluss kommt, dass man den Krach, den Alexa da macht, nicht mehr hören kann, kann man Alexa auch auffordern, seine Lieblingsmusik zu spielen (vorausgesetzt, man hat ein klitzekleines Musikabonnement). Damit nicht genug! Mitsingen ist ausdrücklich erlaubt! Denn(!) auch die entsprechenden Songtexte werden auf dem Bildschirm angezeigt. Ist das nicht wunderbar? Alle gucken Alexa auf den Bildschirm und singen völlig freihändig. Keiner muss mehr ins Nebenzimmer rennen und nach dem ollen Liederbuch suchen! Und man darf ja auch aus gutem Grund mitsingen: Weil die Songtexte auf dem Bildschirm stehen…

Man kann, versichert Amazon, Alexas Mikrofon per Knopfdruck abschalten und ihre Kamera über eine integrierte Kameraabdeckung schließen lassen. Aber nicht vergessen, vorher die schmierigen Finger abzuwischen!

Jetzt ist Alexa blind und taub und man kann sich unterhalten.

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Ein Kommentator der MAIN-POST meint, dass Chaos und Unrecht in Libyen „mit der Verhaftung (eines) deutsch-tunesischen UN-Spezialisten“  begonnen habe. Abgesehen vom Fehler in der Überschrift (Syrien statt Libyen, aber das passt ja irgendwie auch) ist es der Mainpost gelungen, meinen Leserbrief dazu unverstümmelt zu veröffentlichen.

Für Nicht-Mainpost-Leser hier der Text:

„Nein, das Elend in Libyen begann nicht, wie der Kommentator Martin Gehlen meint, mit der Verhaftung eines deutsch-tunesischen UN-Spezialisten. Das Elend begann mit dem Beschluss des Westens, den lybischen Regierungschef und „Revolutionsführer“ Gaddafi wegzubomben. Mag sein, dass dessen Regime verbrecherisch war. Aber so viele Verbrechen konnte Gaddafi gar nicht begehen, wie jetzt in Libyen Alltag geworden sind.

Überall da, wo der Westen mit Gewalt versucht, entweder durch direktes Bombardement (Libyen, Irak, Afghanistan) oder durch militärische Unterstützung von Rebellengruppierungen (Syrien) ihm unliebsame Regierungen zu eliminieren, hinterlässt er Chaos, Bürgerkrieg und Elend. Ein ähnliches Schicksal droht dem Iran.

Man kann doch nicht im Ernst erwarten, dass durch den von außen herbeigeführten gewaltsamen Sturz von Regierungen Demokratien entstünden – in Ländern, in denen demokratische Strukturen keinerlei Tradition haben.

Dass man die eigentlichen Ursachen der Bürgerkriege hierzulande konsequent vertuscht, wirkt schon fast zynisch.“