Jetlag

Mist! Zum zweiten Mal mit dem Kopf gegen den Rahmen der Badezimmertür geknallt. Jetlag.

Ist ja auch kein Wunder bei dieser barbarischen Zeitumstellung:

In der Nacht vor der Zeitumstellung nicht geschlafen, aus Angst, die Zeitumstellung zu vergessen.

In der Nacht der Zeitumstellung nicht geschlafen aus Angst vor dem Stress, am nächsten Tag alle Uhren umstellen zu müssen. Und da mir in dieser Nacht eine Stunde geraubt wurde, noch eine Stunde weniger geschlafen.

Und ringsum das Brüllen der unglücklichen Kühe!

So taumele ich jetzt seit zwei Tagen jetlaggig durch die Welt und kann mit mir und dieser wohl erst wieder etwas anfangen, wenn im Herbst die Uhr wieder um eine Stunde zurückgedreht wird.

Nach drei Tagen. Denn auch da gibt es den Stress mit den Uhrknöpfen und den Kühen.

Wenn ich da überhaupt noch lebe: Mit schöner Regelmäßig- und Beharrlichkeit werden alljährlich Umfragen veröffentlicht, die nicht nur von unglücklichen Kühen und hungernden Babys berichten, sondern auch von einer erhöhten Zahl an Verkehrsunfällen am Tag nach der Zeitumstellung.

Klar, einmal eine Stunde weniger geschlafen, und schon geht’s am nächsten Morgen zielstrebig an den Baum.

Was machen da eigentlich Schichtarbeiter oder Menschen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten? Besser zu Hause bleiben, weil das Leben sonst zu gefährlich ist?

Es soll Leute geben, und zwar ziemlich viele, die es einfach genießen, im Sommer bei langen Abenden draußen zu sitzen. Und es gibt Sommerzeitgegner überwiegend älteren Jahrgangs, die um neun abends ihre Ruhe haben wollen.

Richtig problematisch wird es allerdings, wenn diese sich durchsetzen: Dann knallt ihnen die Morgensonne um halb vier ins Schlafzimmer, sie werden wach und wollen dann abends schon um acht ins Bett.

Ich sitze jedenfalls lieber abends im Garten als morgens um halb vier.

Schade nur, dass damit zweimal jährlich ein halber Weltuntergang verbunden ist.

Putin natürlich!

Die Weltlage ist zurzeit ganz schön praktisch: Immer wenn irgendwo eine Sauerei passiert, weiß man gleich, wer schuld ist: Putin natürlich.

Freilich ist diesem Ich-jage-Bären-mit-freiem-Oberkörper-Nationalisten manches zuzutrauen. Aber auch alles, was der Möchtegern-Thatcher in England einfällt, um von ihrem innenpolitischen Desaster abzulenken?

„Wir geben Russland die Schuld“ am Giftgasanschlag in Salisbury, erklärt sie und fordert sofort den gesamten Westen zur „Solidarität“ auf, um in den Tagen drauf ein verwirrenderes „Argument“ nach dem anderen nachzuschieben:

Das Gas sei in Russland hergestellt worden – später wurde verschämt korrigiert: in der ehemaligen Sowjetunion – , also sei Russland verantwortlich für den Anschlag. Ist dann eigentlich auch Deutschland verantwortlich für die toten Kurden und Jemeniten, die gerade von in Deutschland hergestellten Gewehren und Panzern umgebracht werden?

Außerdem habe Russland nicht auf das von England gestellte Ultimatum (!) zur Kampfstoffproduktion reagiert, was doch klar zeige, dass es etwas zu verbergen habe. Ich behaupte hiermit, Frau Mey hat einen an der Waffel und fordere sie auf, bis übermorgen ein nervenärztliches Attest vorzulegen, da ich ansonsten gesichert annehmen müsste, dass es in ihrem Kopf einigermaßen rappelt.

Eine ordentliche Sprachregelung zum Motiv Russlands hat man noch nicht gefunden. Eine hübsche Idee: Da es sich bei dem Veranschlagten um einen aufgeflogenen Doppelagenten handelt, habe Putin demonstrieren wollen, dass Verräter bestraft werden. 19 Jahre nach seiner Auslieferung an England! Da hat er aber lange nachdenken müssen.

Schwierig ist auch zu erklären, wie das Zeug von Russland nach England gekommen sein soll, da doch Putin in jüngster Zeit gar nicht da war (zumindest kann der englische Geheimdienst einen solchen Besuch nicht bestätigen). Wäre er dagewesen, hätte er das Gift natürlich im Griff seines Hirschfängers mitgebracht. So aber hat es der russische Geheimdienst der Tochter, die ihren Papa besuchen wollte, in Moskau heimlich in den Koffer gepackt. Da kann der russische Geheimdienst aber froh sein, dass beim Auspacken der Papa ganz in der Nähe gewesen sein muss, sonst wäre das arme Mädchen doch gar nicht mehr in der Lage gewesen, ihn mitzuvergiften mit dem „schweren Kampfstoff“. Der noch nicht mal richtig funktioniert. Ist Putin auch noch ein Pfuscher? Denn dass er das Zeug eigenhändig zusammengerührt hat, daran kann doch wirklich kein ernsthafter Zweifel bestehen.

Auch nicht an der Tatsache, dass er jetzt in der nordöstlichsten Ecke Sibiriens steht, mit dick aufgeblähten Backen, und uns aus Rache für die Sanktionen seine scheißeiskalte sibirische Luft rüberbläst, der Ex-KGBler, äh, also Teufel.

 

 

Ja, die Erneuerung!

Es ist guter journalistischer Brauch, mit Namen keine Witzchen zu machen. Nie. Auch wenn’s schwerfällt.

Besonders jetzt, wo alle Welt jubelt, weil wir ab sofort wieder richtig regiert werden. Wie schön! Und wie, um es zurückhaltend auszudrücken, bemerkenswert, wenn man sich die zukünftigen Regierenden etwas genauer ansieht, was in den nächsten Wochen wohl öfter anstehen dürfte.

In den letzten knapp zehn Jahren hießen die Verkehrsminister Ramsauer und Dobrindt. Beide bayerische Polterer von der CSU, beide Kumpels von Herrn Seehofer und der Autoindustrie und höchst erfolgreich darin, die umweltfeindlichste, unsinnigste, rückschrittlichste Verkehrspolitik aller europäischen Länder durchzusetzen.

Der neue heißt Scheuer. Ein bayerischer Polterer von der CSU, Kumpel von Herrn Seehofer und der Autoindustrie, und beiden wird er wie seine Vorgänger treu zur Seite stehen.

Noch immer zurückhaltend: Ist es nicht zumindest bedenklich, dass drei Mal hintereinander dieselben Typen aus demselben Umfeld dasselbe Ministerium bekommen? Oder gibt es da längst eine Art Sachzwang? Ist die Nähe zu Audi (wie Seehofer aus Ingolstadt) oder zu BMW bereits so eng, dass man da niemand anderen mehr reinschauen lassen kann? Sind die staatliche Erlaubnis zum Dieselbetrug und die staatliche Verhinderung von Strafverfolgung und Schadenersatz nur – leider, leider – ans Licht gekommene Auswüchse eines wahrhaft stinkenden Systems, dessen Kenntnis auf einen kleinen, eingeweihten Kreis beschränkt werden soll?

Braucht es diese lauten, rüpelhaften Typen, um aggressiv und mit fragwürdigen Einfällen wie der Ausländermaut von Verhältnissen abzulenken, die genau so sind, wie wir sie uns vorstellen?

Braucht es einen neuen Verkehrsminister, der Kritik an den Manipulationen beim Schadstoffausstoß als „ideologischen Feldzug“ der Grünen „gegen die Automobilindustrie“ bezeichnet?

Wie soll man diese Personalentscheidung bewerten? Als einfach

bescheuert.